Eierlikörkuchen!
Optisch betrachtet ist er jetzt nicht unbedingt der Hit. Als ich neulich zu einem Geburtstag eingeladen war, griffen nur das Geburtstagskind und eine andere Freundin zu, die momentan kein Weizen essen soll. Der Rest aß sich dann doch lieber an dem Kirschkuchen satt.
Ha, was für ein Fehler und welch ein Glück für unsere Bürogemeinschaft. Wir versüßten uns den Montag und überlegten, ob wir uns mit dem Essen des Kuchens eigentlich strafbar machen, da bei uns absolutes Alkoholverbot herrscht. Bisher haben unserer Chef und Chef-Chef aber noch nicht geschimpft, aßen sie doch selbst auch davon.
Als ich heute eine weitere Runde von dem gelben Glück schmiss, war der Kuchen bereits vor dem Mittag alle. Ein größeres Lob kann man nicht ernten.
Er sieht vielleicht nicht so aus, aber er ist sehr saftig und schmeckt tatsächlich auch nach Eierlikör. Das gefiel insbesondere meinem Papa gut. Denn nichts ist schlimmer, als ein Kuchen, der seinem Namen nicht würdig wird.
Mein Papa mag Eierlikör sehr gerne und ich selbst war bereits als Kleinkind in das Gelb verliebt. Nicht unbedingt geschmacklich, denn kein Kind mag Alkohol, aber immerhin farblich. Es sah wie leuchtend gelbe Vanillesoße aus und wenn mein Papa den Eierlikör dann noch über Vanilleeis goss, war ich ganz verzückt (ich glaube, dass war die einzige Art, wie er ihn aß – fällt mir gerade mal so ein). Spätestens wenn ich meinen Finger in die Soße tunkte, verzog sich mein Gesicht und weg war das Vanilleglück.
Ich mochte jahrelang keinen Eierlikör, was, wie ich jetzt weiß, am verwendeten Alkohol lag. Denn Eierlikör ist nicht gleich Eierlikör, so wie es im Prinzip auf jedes Lebensmittel zutrifft. Schließlich ist Schokolade ja auch nicht gleich Schokolade. Mittlerweile habe ich aber eine Sorte gefunden, von der ich sogar so mal ein Schnapsgläschen trinken würde, vorausgesetzt es ist schön gekühlt. Warmer Eierlikör geht nämlich so gar nicht.
Als ich neulich meiner Freundin ein Stück von dem Kuchen mitbrachte (Ihr merkt, dass ich den Kuchen inzwischen sehr häufig gebacken habe und jeden zu einer Verkostung gezwungen habe), sprachen wir darüber, aus welchem Alkohol Eierlikör bestehen würde.
Sie sagte prompt „Wodka“. Nein, erwiderte ich. Es sei doch Likör. Da könne man kein Wodka rein hauen. „Doch, na klar! Der ist doch geschmacksneutral!“. Hahaha, damit hat sie ja noch nicht mal unrecht. Tatsächlich enthält gekaufter Eierlikör entweder Agraralkohol (was zum Teufel?) oder Rum.
Bleibt nur noch zu erwähnen, dass mich das Rezept des Kuchens vor eine gewisse Herausforderung stellte. Es ist nicht so, dass mein kreatives Hirn diesen wundervollen Kuchen selbst entwickelt hat. Nein, ich habe es vor einiger Zeit bei Max Buddenbohm gefunden, der es wiederum aus seinem Tirolurlaub mitbrachte.
Der Herr Buddenbohm verbrachte seinen Urlaub auf dem beschaulichen Oberglunigerhof, auf dem die Frau Platter ihre Gäste unteranderem auch mit Kuchen verwöhnte. Eines Tag servierte sie den Eierlikörkuchen, der so hervorragend schmeckte, dass der Herr Buddenbohm (oder seine Frau) um das Rezept bat.
Also schrieb die Frau Platter alle Zutaten auf einen Zettel mit dem Vermerk „Kuchen backen“. Bei der Mengenangabe des Eierlikörs beschränkte sie sich auf „ein Gläschen“.
Das Rezept lässt also viel Spielraum für Interpretationen. Sicherlich schmeckt mein Kuchen nicht so wie auf dem Oberglunigerhof und auch nicht so wie bei der Herzdame, denn das ist die Frau Buddenbohm. Aber er schmeckt gut! Ich habe das Rezept an der einen oder anderen Stelle abgewandelt und einfach ein Gefäß gewählt, was meiner Vorstellung nach der Bezeichnung von „Gläschen“ entspricht.
Der Kuchen ist ruckizucki gebacken und auch für Menschen mit wenig Backerfahrung geeignet. Lasst ihn Euch schmecken.
Happy Wednesday
xoxo
Christine
P.S. Eigentlich wollte ich kleine Schokoladenflaschen gefüllt mit Eierlikör für das Fotoshooting kaufen. Ihr glaubt gar nicht, in wie vielen Geschäften ich war und wie viele Freunde und Kollegen ich damit beschäftigt habe. Fazit war, dass ich keine gefunden haben, dafür aber weiß, dass es welche mit Asbach Uralt, Wodka und anderen Spirituosen gibt.
P.P.S. Für mich gehört Eierlikör irgendwie zu Ostern, für meinen einen Kollegen zu Weihnachten, während ein anderer wiederum sagt, dass man Eierlikör doch das ganze Jahr über trinken kann. Joooo, dass kann man mal so stehen lassen. Wie ist es bei Euch?
Eierlikörkuchen
Rezept abgewandelt von Herzdamegeschichten
- 80 g Butter / Margarine, Zimmertemperatur
- 80 g Zucker
- 4 Eier, trennen
- 200 g gemahlene Mandeln
- 1 TL Backpulver
- 1 Prise Salz
- 2 EL Vanilleextrakt (kein Aroma!, alternativ Rum)
- 75 ml Eierlikör (oder ein Gläschen ;.)
- 100 g dunkle Raspelschokolade
- Den Ofen auf 170° C Ober- und Unterhitze vorheizen und eine Backform mit Backpapier auslegen oder gut einfetten.
- In einer Schüssel die 4 Eiweiß steif schlagen und beiseite stellen.
- In einer anderen Schüssel das Eigelb mit der Butter und dem Zucker cremig rühren.
- Anschließend die gemahlenen Mandeln, Backpulver, Salz, Vanilleextrakt und Eierlikör unterrühren.
- Den Eischnee rasch unterheben und erst zum Schluss vorsichtig die Raspelschokolade unter den Teig ziehen.
- Den Kuchen für ca. 35 Minuten backen, bis dieser goldbraun ist (Stäbchenprobe).
- Ca. 10 Minuten auskühlen lassen und dann die Form vorsichtig lösen.
- Den Kuchen komplett auskühlen lassen und erst dann servieren.