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Alltag | Reisen

Das Ostufer des Comer Sees

Oktober 12, 2017

Ist Euch mal aufgefallen, dass es an jedem See, in jeder Stadt oder an jedem Fluss eine Seite gibt, wo die Reichen wohnen, in der die Infrastruktur einen Tick besser ist und wo es mehr Cafés und Restaurants gibt?



Wer gut vorbereitet in den Urlaub fährt, der fängt solche Informationen vor Reiseantritt ab. Wir hingen buchen einfach das schönste Appartement und stellen hinterher fest, dass die Lage vielleicht nicht ganz optimal ist.

In den Gassen von Bellagio.

Unser Haus liegt im nirgendwo, spazieren gehen kann man hier knicken und auf Grund der Jahreszeit sitzen wir hier quasi den ganzen Tag im Schatten, was wirklich schade ist, da wir zwei wunderbare Balkone mit Seeblick haben, der atemberaubend ist. Wir schauen nämlich auf die gut betuchte Seeseite.

Unser Ort ist so klein, dass es noch nicht mal einen Supermarkt gibt. So setzen wir uns also notgedrungen täglich ins Auto und fahren das Ufer des Comer Sees ab. Es ist nicht das Schlechteste was einem passieren kann, solange das Baby gute Laune hat.

Riva Faggetto
Der Blick aus unserer Wohnung.

Während des Westufer gleich über zwei gut ausgebaute Straßen verfügt, düsen wir hier durch enge Kurven und schmale Ortschaften, frei nach dem Motto, Augen zu und durch. Anfangs konnte man uns trotz Leihwagens mit italienischen Kennzeichen wunderbar als Touristen identifizieren, so langsam haben wir uns jedoch den italienischen Fahrstil angeeignet.

Bellagio

Bellagio

Als die Vermieterin Cristina uns durch die Wohnung führte und wir für eine Sekunde alle andächtig und schweigend auf den See blickten, länger ist ein Italiener nämlich nicht still, erklärte sie uns den Unterschied zwischen dem Garda und Comer See. Bösartig wie ich bin, erklärte ich ihr nämlich, dass wir uns am Gardasee auf Grund der vielen Deutschen nicht sonderlich wohl fühlten. Ja mal ehrlich, ich fliege doch nicht nach Italien, um dann alle Verkehrsschilder, Speisekarten und was es sonst noch so gut, auch auf Deutsch vorzufinden. Da kann ich dann auch nach Sylt oder an den Bodensee fahren.

Deutsche gibt es hier am Comer See nicht so viele, dafür jede Menge Schweizer, die meisten aus Tessin, die mit den fettesten (ließ teuersten) Autos vor den Supermarkt fahren und ihre Einkaufswagen voller Lebensmittel füllen. Der Kanton liegt ja auch nur einen Steinwurf entfernt. Vermutlich würde auch ich zum Einkaufen lieber über die Grenze fahren, wo ich ca. nur 1/3 oder sagen wir mal die Hälfte für die Einkäufe bezahlen muss. Vielleicht haben die Italiener aber auch einfach das schmackhaftere Essen.

Torno
Überall sieht man am Comer See schmale Gassen zum Wasser.
Torno.
Immer wieder sieht man Häuser mit einer kleinen Unterführung (hier: in Torno). Ich finde die ja ganz schnuckelig.

Der Unterschied zwischen dem Comer und Garda See liegt natürlich nicht zwischen den Touristen. Während am Gardasee die Ortschaften meist direkt am Ufer liegen, muss man am Comer See erst einmal unzählig viele Treppen hinuntersteigen. Wenn man Glück hat, gibt es tatsächlich feste Treppen, welche diese Bezeichnung auch verdienen. In unserem Örtchen hingegen sind es merkwürdige Stein- und Holzsammlungen, die man ausschließlich bei Tageslicht und Trockenheit betreten sollte, da man sich ansonsten alle Knochen brechen würde. Ich habe mich natürlich sofort gefragt, wie Bewohner, die nicht so sicher zu Fuß sind, ihr Haus verlassen können. Aber leider ist uns keine Menschenseele begegnet.

Postamt
Das Postamt von Torno liegt am Fähranleger. Früher kam die Post bestimmt mit der Fähre, aber in der heutigen Zeit ist es sehr unpraktisch. Das ganze Dorf trägt die Briefe nach unten und der arme Postbote trägt sie wieder hoch.

Da unser Baby Autofahrten nach wie vor meist ablehnt, haben wir uns überlegt, dass eine Bootsfahrt vielleicht eine willkommene Abwechslung für sie ist. Leider wird der Schiffsanleger unseres Dorfes nur im Sommer angefahren, sodass wir in den nächsten Ort, nach Torno, fahren mussten. Da wir uns diesen bereits einige Tage zuvor oberflächlich angeschaut hatten und feststellten, dass er vor allen Dingen aus sehr engen Gassen und Treppen (immerhin ordentlichen) bestand, war ich umso gespannter, als Google Maps mir eine Route für das Auto bis zur Uferkannte vorschlug. Ich glaube kaum, dass ich heute Nacht in Ruhe schlafen werde, ehe ich das Rätsel gelöst habe. Denn es ist so! Der vorgeschlagene Weg beinhaltete zahlreiche, wenn auch einigermaßen flache Treppen. Unten am See befanden sich jedoch drei Autos, wovon eines ein mini LKW war. Welchen Weg haben sie gewählt? Gibt es einen Geheimgang? Oder rattern sie ganz movielike die Treppen rauf und runter?

Hafen von Torno
Die kleine Bootsbucht von Torno. Hier von Hafen zu sprechen wäre wohl übertrieben.

Mit der Bootsfahrt hat es dann leider nicht geklappt, da man nur mit komplett zusammenfaltbaren Kinderwagen mitfahren darf, was sich auf Grund der Babywanne als unmöglich herausstellte. So haben wir also unseren Espresso direkt am See genossen und den dicken, halb zahnlosen Schiffsfahrtkartenverkäufer beim Entenfüttern beobachtet. Herrlich!

Bellagio
Die Promenade von Bellagio.
Das Strandbad von Bellagio und der Turm. Ob er wohl einem 3er entspricht?

Anschließend haben wir den Kinderwagen wieder die Treppen bis zur Hauptstraße hochgeschleppt, um dann dort im einzig anderen geöffneten Lokal den nächsten Espresso zu trinken. Man muss die heimische Wirtschaft schließlich unterstützen. Außerdem kann man niemals zu wenig guten italienischen Espresso trinken.

Riva Faggetto
Unser kleiner Ort sieht an manchen Stellen sehr verlassen aus. Es gibt ein altes Haus, das sicherlich mal eine ganz herrschaftliche Geschichte hatte. Was da wohl passiert ist?

Der einzige Ort auf der Ostseite des Sees, der vom Tourismus wirklich hervorragend erschlossen ist, ist Bellagio. Ein Souvenirgeschäft jagt das nächste, die Preise für Speisen und Getränken werden kräftig angezogen. Architektonisch ist das Örtchen jedoch sehr reizvoll und die Uferpromenade lädt für einen Augenblick zum Verweilen ein. Es gibt sogar einen Beachclub mit Springturm und einer sehr schönen Terrasse, auf der ich zu gerne gesessen hätte. Da wir hier aber schon Off-Sesaon sind, hatte er geschlossen.

Die Treppen zu der Kirche in unserem Ort sind sehr steil, aber immerhin noch in einem besseren Zustand als der Rest.

Außerdem liegt in Bellagio ein kleines Juwel, nämlich ein gut versteckter Supermarkt mit dem freundlichsten Personal und der köstlichen Käse- und Wursttheke überhaupt. Die Preise sind sehr moderat, was einen schon fast ein wenig verwundert, da die gesamten Lebensmittel erst aufwendig dorthin gekarrt werden müssen.

Blumen Riva Fagott
Die Blumen erinnern mich immer an Österreich. Wie heißen sie?

Ich würde vermutlich nicht noch einmal an das Ostufer des Sees fahren, da mir schöne Spazierwege wirklich fehlen und ich es unglaublich anstrengend finde, jedes Mal ins Auto zu steigen, sei es nur, um in den Nachbarort zu fahren. Kilometertechnisch könnte man es laufen, aber es wäre einfach lebensmüde, auf der engen Landstraße im Gänsemarsch entlang zu marschieren.

Trotzdem genießen wir unsere Zeit hier in Oberitalien sehr und haben so gar keine Lust, morgen wieder nach Hause zu fliegen.

Bellagio

xoxo
Christine

  1. Das ist aber wirklich sehr schön dort! Da muss ich mich ja schon fast schämen, dass ich noch nie in Italien war. :-)
    Habt ihr euch auch ein paar Espresso Bohnen mitgenommen?

    1. Nein, Espressobohnen haben wir nicht mitgenommen. Hätten wir mal machen sollen. Auf der anderen Seite werden wir durchs Due Baristi ja bestens versorgt ;-)

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