Als wir vor einigen Wochen zu unserer kleinen Italienrundreise aufbrachen, war ich Feuer und Flame für den Gardasee. Es war zwar ganz schön da, aber so richtig erwärmen konnte ich mich dann doch nicht mit dem See, an den die Deutschen seit mehr als 50 Jahren fahren. Und genau das war es, was mich am Gardasee störte. Das gesamte Gebiet ist fest in deutschen Händen, zumindest was die Touristen angeht.
Über den Lago Maggiroe hatte ich bisher noch nicht so viel gehört. Eigentlich nur von Kate, die seit Jahren Urlaub in einem kleinen Schweizer Bergdorf oberhalb des Sees macht. In ihren Augen lag stets ein Glitzern, wenn sie von der Zeit, die sie im Sommer dort verbrachte, sprach.
Ich wurde nicht enttäuscht, denn es ist wirklich schön am Lago Maggiore, dem zweitgrößtem See Italiens. Anders als den Gardasee, umrundeten wir den Lago Maggiroe allerdings nicht. Das lag einfach daran, dass wir keine Lust hatten, in die Schweiz zu fahren. Wobei, das ist so nicht ganz korrekt. Natürlich wäre ich gerne in die Schweiz gefahren und hätte mir die nördlichste Stadt am Zipfel des Sees angeschaut, aber uns ist der Franken einfach zu teuer. Von je her war es in der Schweiz schon teuer, doch nachdem der Franken jetzt noch stärker geworden ist, habe ich einfach keine Lust mehr, dort auch nur noch einen Rappen auszugeben. Wenn ich mich an meine letzten Reisen an die Schweiz erinnerte, blieb mir fast jeder Bissen im Halse stecken. Ich gebe wirklich gerne Geld für Lebensmittel aus, aber das Preis-Leistungsverhältnis muss stimmen. Hochwertige Pralinen lasse ich mir gerne etwas kosten, genauso wie ein schönes Stück Fleisch. In der Schweiz (ich war zuletzt in und im Großraum Zürich) habe ich das aber leider nicht gefunden.
Natürlich hätten wir auch nur so durch die Schweiz fahren können, ohne etwas zu trinken oder zu essen, aber das kann ich nicht. Ich muss immer irgendwo etwas kaufen und sei es nur ein Wasser. Was uns dann aber wirklich abhielt, war die Vignette fürs Auto. Wir waren uns nicht sicher, ob wir tatsächlich eine benötigen würden. 40,- EUR war uns der Spaß dann doch nicht wert.
Der Teil des Sees, den wir uns anschauten, war auch so wunderschön. Natürlich gab es auch am Lago Maggiore Touristen, aber sie sind uns nicht so massiv aufgefallen, wie am Gardasee. Es war leerer, ruhiger und irgendwie gleich viel gemütlicher. Während wir am Gardasee in einem Hotel übernachteten, mieteten wir uns am Lago Maggiore ein Apartment.
Es lag in dem kleinen Ort Belgirate, am Westufer des Sees. Neben einem kleinen Supermarkt, der meine romantischen Vorstellungen übrigens nicht erfüllte, sondern eher etwas schmuddelig war, einer Post, einem Krämer und Tabakwarengeschäft, gab es sonst noch ein Restaurant, dessen Öffnungszeiten sich uns nie so ganz erschlossen. Das Touristenbüro hatte nur zwei Stunden am Morgen geöffnet und das Hotel sah so aus, als wenn es schon länger keine Gäste mehr gesehen hätte. Ich mag so kleine Orte, in denen man neben den Einheimischen lebt und wo wenig Touristen unterwegs sind. Unser Apartment lag in einem schmalen Haus, das nur über unregelmäßige Treppen einer engen, etwas steileren Gasse zu erreichen war! Schöner kann es kaum sein (gut, mit Seeblick, aber den hatten wir nicht).
Tagsüber cruisten wir mit unserem Mini am See entlang, stärkten uns immer wieder mit Espresso und gönnten uns hin und wieder auch einen Mittagssnack. Espresso können die Italiener. Und zwar so viel besser als die Deutschen. In Deutschland hält sich mein Espressokonsum sehr in Grenzen, da er meistens einfach nur bitter schmeckt. In Italien hingegen habe ich täglich mehrere Espressi direkt an der Bar genossen. In den meisten Fällen kostet der Espresso an der Café Bar 1,- EUR. Man trinkt ihn im Stehen, kann dabei die Leute um sich herum kurz in Augenschein nehmen und zieht dann weiter. Natürlich kann man sich mit seinem Espresso auch an einen Tisch setzen, aber dann zahlt man einen Serviceaufschlag. Mir gefällt das System jedenfalls ziemlich gut.
Mein Lieblingsort ist Cannero Riviera. Cannero Riviera liegt am oberen Westufer an einem Hang. Man fährt von der Hauptstraße, die sich einmal um den See schlängelt, in der Ort hinein und zwar bergab. Häufig teilen Durchfahrtsstraßen einen Ort in zwei Hälften. Hier hingegen kann man ganz entspannt durch das Dorf schlendern, ohne an einer Hauptstraße entlang zu laufen. Bei einem kleinen Supermarkt, der wirklich ganz entzückend war, haben wir uns mit ein paar Lebensmittel eingedeckt, um später am See zu picknicken. Auf dem Weg dorthin aßen wir ein super leckeres Kaffeeeis mit Karamelsoße (vegan). Es war so cremig und reichhaltig, dass ich am liebsten noch drei weitere Kugeln gegessen hätte.
Auch am Lago Maggiore haben wir unseren Lieblingsplatz gefunden, der in einem Bistro direkt am See lag. Das Besondere war, dass man auf einer Art Anleger saß. Es gab einmal den Chill-out Bereich mit Liegestühlen, während man im hinteren Bereich unter Sonnesegeln sein Lunch am Tisch einnehmen konnte. Der Service war ausgezeichnet (sie wussten sofort, was Gluten ist und wo es enthalten ist) und auch das Essen schmeckte köstlich. Einzig die Gäste am Nachbartisch waren kurz davor, von mir in den See geschubst zu werden. Ich kann es ja überhaupt nicht leiden, wenn man Schwäne und Enten vom Tisch aus füttert – mit Pizza und Baguette! Und zwar nicht nur, weil die Tiere sich damit den Magen verderben, sondern insbesondere deshalb, weil sie garantiert irgendwann so übermütig werden, aus dem See klettern und einem das Essen vom Tisch wegschnappen.
Was sonst? Mich hat ja die unterschiedliche Kultur des West- und Ostufers sehr fasziniert. Und damit meine ich in diesem Fall die Architektur, von der ich selbst zwar wenig Ahnung habe, aber ich kann schon so sagen, ob mir ein Bau gefällt oder nicht. Das Ostufer ist bis auf das Kloster recht unspektakulär. Am Westufer hingegen stehen viele, riesige alten Villen, die allerdings meist einen neuen Anstrich bräuchten. Hätte ich genügend Geld, würde ich so eine Villa kaufen und einen Pfau im Garten rumlaufen lassen oder zwei oder drei. Es ist nicht so, dass ich Vögel mag. Eigentlich hasse ich sie. Aber so ein Pfau würde ganz schick aussehen. Man könnte wunderbar im Garten grillen, dann zu seinem Bootsteg gehen und ein paar Runden auf dem See ziehen.
Ich träume noch ein wenig von meinem Grundstück am See und wünsche Euch ein schönes Wochenende!
xoxo
Christine