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Alltag

ich nenne mich Patentante, auch wenn ich das nach der katholischen Kirche gar nicht bin

September 30, 2018

Viel zu lange ist sie her, die wunderschöne Taufe meines Patensohnes. Geht man nach der katholischen Kirche, darf ich mich natürlich nicht Patentante und den kleinen Nick ganz sicher nicht Patensohn nennen. Der Pfarrer wird erst einmal drei Kreuze über sich schlagen, wenn er es hört und den Rosenkranz rauf und runter beten.

mein Patensohn – mit Papa fliegt es sich einfach am besten


Der Pfarrer der Gemeinde hat mich, als auch den vermeintlichen Patenonkel (im weiteren Verlauf kurz Onkel genannt), abgelehnt. Beim Onkel hätte ich ja noch ein klein wenig Verständnis aufbringen können, ist er gar konfessionslos. Aber meine Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche ist dem Pfarrer mindestens genauso ein Dorn im Auge, wie „ohne Konfession“. Offensichtlich war es ein Irrglaube meinerseits, dass die Katholiken als auch die Protestanten am Ende des Tages an den gleichen Gott glauben. Die einen machen bloß noch ein bisschen mehr Gedöns drum herum als die anderen.

Immerhin durften wir der Zeremonie, nach Drängen der Eltern, als Taufzeugen beiwohnen. So standen wir neben den Taufjokern* in Reih und Glied, und lächelten artig während des Taufspruchs. Der Pfarrer der Taufe war übrigens die Ferienvertretung, extra angereist aus Rumänien und an manchen Stellen doch recht humorvoll. Nach dem Segen wünschte er uns allen einen „Guten Appetit“, schließlich schlug die Uhr gerade Mittag. So etwas mag ich ja. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er den Onkel und ich mich als Paten hätte durchgehen lassen. Wir sind ja nun sehr anständige Leute, waren gut gekleidet und haben während des Gottesdienst auch nicht gefurzt.

Ansonsten sorgte während des Gottesdienstes ein klein Mädchen noch für Erheiterung, natürlich lachte keiner laut, denn in der Kirche wird schließlich nicht gelacht, als sie an einem Band zog und somit die Glocke schellte. Da ich mit den Ritualen der katholischen Kirche nicht vertraut bin, dachte ich, dass es einer dieser Momente sei, wo man aufstehen oder sich hinknien müsse, um zu beten. Ich schnellte also in die Höhe, nur um mich noch schneller wieder auf die Bank zurück fallen zu lassen. Kann ich ahnen, dass das Kind, welches ich übrigens nicht sah, nur so zum Spaß am Bändsel zog?

Das schönste an der Taufe war natürlich nicht die Taufe selbst, sondern der gemeinsame Tag, den wir verbrachten. Unsere Freunde haben einen großen Garten, der genügend Platz bot, um alle Gäste an eine lange Tafel zu setzen. Gemeinsam schlemmten wir uns durch reichlich Kuchen, um später noch bestes Fleisch vom Grill und köstliche Salate zu genießen. Mir schmeckte am besten der (glutenfreie) Nudelsalat, den die Mutter meiner Freundin gemacht hatte. Natürlich darf ich das nicht laut sagen, weil dann meine Freundin, die einen wirklich guten Quinoa Salat gemacht hat, als auch ihre Schwiegermutter, da habe ich glatt vergessen, was sie zusammen schnippelte, beleidigt wären. Aber wir sind hier ja unter uns. Das Nudelsalat-Rezept hat die Mama seit unserer Kindheit nicht verändert und so sah ich mich für einen Augenblick nicht im Garten meiner Freundin, sondern mit meiner Freundin in dem Garten ihrer Eltern sitzen. Für einen Moment fühlte ich mich selbst wieder als Kind und dachte an diese unbeschwerten Sommer zurück, die wir gemeinsam verbracht haben.

unser Kirchenoutfit

Die Kinder vergnügten sich derweil auf dem Rasen, während wir Erwachsenen es uns mit einem Glas Sekt, Wein oder Bier gut gehen ließen.

Der Onkel und ich haben wirklich lange überlegt, was wir dem Patenkind schenken sollten. Eine Bibel fanden wir aus gegebenen Anlass nicht passend, Spielzeug irgendwie doof, Geld und Kleidung sowieso. So entschieden wir uns für einen Kirschbaum (selbstbefruchtend – meiner Freundin, dass ist in diesem Fall die andere, nämlich die Frau des Onkels, war es angeblich fast etwas peinlich, dass Wort „selbstbefruchtend“ in der Gärtnerei in den Mund zunehmen). Das wiederum lässt mich jetzt kichernd auf dem Fußboden sitzen. Allerdings ist es wichtig, einen selbstbefruchtenden Baum zu kaufen, wenn man nicht gerade eine ganze Plantage vor der Tür stehen hat. Ansonsten wird es nämlich keine Früchte zum Ernten geben, was bei einem Kirsch- oder Obstbaum im allgemeinen sehr albern wäre. Und da es noch ein paar Jahre dauern kann, bis das gute Bäumchen seine ersten Früchte trägt, haben wir uns noch für ein Kindergeschirr von Janosch entschieden. Dem Patenkind hat es gefallen.

Es war ein wunderbarer Sommertag.

xoxo
Christine

ein Schnaselteller zum Abschluss

P.S. Es waren natürlich noch viel mehr Gäste da, aber dafür hätte ich mir von jedem erst einmal die Einverständniserklärung zur Veröffentlichung hier auf dem Blog holen müssen. Doof, oder?
* Ein Taufjoker ist, in diesem Fall ein Katholik, der während der Taufe den Platz des eigentlichen Taufzeugen übernimmt.

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