Manchmal glaube ich, nie wieder viele Stunden am Stück schlafen zu können. So wie letztes Wochenende, als Haylee Margen-Darm hatte und uns in der einen Nacht gleich zweimal das Bett voll kotzte, um dann die restliche Nacht jede Stunde weinend aufzuwachen. Oder aber wie vor zwei Nächten, als sie anfing zu zählen. Natürlich spricht sie die Zahlen für Außenstehende noch nicht verständlich aus und auch ich vernehme keine klare eins, zwei oder drei, aber anhand der Betonung (sie imitiert den Papa) ist es eindeutig, dass sie bis fünf zählt. Denn so viele Finger hat sie an einer Hand, die am Wickeltisch immer mal wieder durchgezählt werden. In der Nacht wurden wir übrigens zunächst von einer Mücke geweckt. Als der Mann dann mit der Fliegenklatsche bewaffnet durchs Schlafzimmer hechtete und immer wieder erfolglos an die Wand klatschte, gab es kein Halten mehr. Das Kind lachte sich kringelig wie schon lange nicht mehr.
Immerhin schliefen wir als gerechten Ausgleich dafür die Nacht von Freitag auf Samstag exzellent und waren so verhältnismäßig ausgeschlafen wie schon lange nicht mehr. Während die Wettervorhersage für den Samstagvormittag noch einige Sonnenstunden versprach, zeigte die App für das restliche Wochenende vor allen Dingen Regen an.
Vor den Toren Hamburgs liegt das Alte Land, ein großes Obstanbaugebiet. Seit einigen Jahren bieten viele Höfe das Pflücken von Äpfeln, Kirschen oder Pflaumen an. Bisher hielt sich meine Begeisterung fürs Pflücken in Grenzen, was allerdings mehr den Äpfeln als der Tätigkeit des Pflücken zu verschulden ist. Schließlich esse ich Äpfel, wenn sie nicht gerade in einem Kuchen verbacken sind, nicht sonderlich gerne.
Doch mit Kind ändert sich vieles. Auch wenn Haylee noch sehr klein ist, finde ich es wichtig, schon früh zu vermitteln, wo Lebensmittel herkommen. Zwar gibt es vor unserer Haustür auf dem Nachbargrundstück einen Apfelbaum, sodass ich mich rein theoretisch mit Haylee an den Gartenzaun stellen könnte, aber damit wäre der Spaß dann auch schon beendet.
Auf dem Apfelhof hingegen kann man sein Körbchen nach Belieben mit unterschiedlichen Apfelsorten füllen. Naschen ist tatsächlich erlaubt. Bei so vielen Apfelsorten ist es sinnvoll, vorab einmal zu testen, ob einem die Sorte schmeckt.
Auf dem Hof standen neben zahlreichen Körben und Kisten auch Bollerwagen parat, was zum einen recht romantisch ist und sofort Kindheitserinnerungen in mir weckte, zum anderen auch ziemlich praktisch. Denn wer will schon unzählige Kilos gepflückter Äpfel die langen Wege lang schleppen? Gleichzeitig entwickelte Haylee eine unbeschreibliche Leidenschaft für den Wagen und bestand darauf, in diesem zu sitzen. Das verwunderte uns tatsächlich sehr, denn momentan ist sie mehr ein Tragekind, als das sie sich freiwillig in den Kinderwagen oder Buggy setzt. Zumindest dann, wenn ich mit ihr unterwegs bin.
ALs wir gerade die ersten Schritte zu den Obstbäumen gingen, huschte ein kurzer Regenschauer über uns hinweg und am Horizont war ein Regenbogen zu sehen. Während wir noch die Stirn in Falten legten und es in Erwähnung zogen, zurück zur großen Halle zu gehen, in der man sich fürs Pflücken anmelden musste, kämpfte sich die Sonne zwischen den Wolken hindurch zurück. Wir zogen mit unserem Bollerwagen los. Es war herrlich leer und wir waren in unserer Baumreihe ganz alleine, sodass Haylee auf Papas Arm ganz in Ruhe ihren ersten Apfel pflücken durfte. Sie war begeistert und so unglaublich stolz, dass mein Herz vor Freude nur so hüpfte.
Bei der Anmeldung bekommt man einen Plan ausgehändigt, auf dem nicht nur das Gelände eingezeichnet ist, sondern auch die verschiedenen Apfelsorten ausgewiesen sind. So wählten wir den Weg von Rubinette, über Elstar, Jonagold und Royal Jonagold bis hin zum Topaz. Haylee saß währenddessen im Bollerwagen, sortierte die Äpfel und zählte zwischenzeitlich auch durch, ob noch alle Früchte an Bord waren.
Nach über einer Stunde gingen wir schließlich mit unserem Korb zur Kasse und staunten nicht schlecht, als die Waage mehr als sechs Kilo anzeigte. Neben Apfelsaft und Apfelmus werden wir wohl auch einen Apfelkuchen oder Apfelcrumble backen. Auf jeden Fall muss das Obst zügig verarbeitet werden, da es bei der Inventur durchs Kind etwas in Mitleidenschaft gezogen worden ist.
Vielleicht gibt es auch bei Euch in der Gegend einen Apfelhof, der das selbst Pflücken anbietet. Dann nichts wie hin, es ist ein Heidenspaß und auch wesentlich entspannter, als die Erdbeeren auf dem Boden aufzulesen.
xoxo
Christine