Eigentlich wollte ich schon ganz lange endlich mal einen ganzen Tag in meinem Blog festhalten. Allerdings ist es etwas langweilig, wenn man arbeitet. Denn ich kann ja schlecht von 8-17 Uhr meinen Schreibtisch fotografieren. Dabei fällt mir ein, dass es vielleicht doch spannend ist. Ich gehe einfach auf Büroreise und besuche andere Kollegen. Sie sind sicherlich überhaupt nicht irritiert, wenn ich mit meiner Kamera oder iPhone vor ihnen stehe.
Am Wochenende habe ich meist vergessen, dass ich an „Photo an hour“ teilnehmen wollte oder es fiel mir erst gegen Mittag ein.
Am letzten Tag bzw. Abreisetag, dem 01. November, habe ich jedoch pünktlich um 7 Uhr begonnen, meinen Tag festzuhalten.
Alles verlief planmäßig bis zum Betreten des Apple Shops. Während ich meine Mails checkte, blinkte gleich auf der ersten Seite meines Mailanbieters in großen Lettern „Schießerei am Flughafen von L.A.“
Oh man, wer konnte denn ahnen, dass da so ein Durchgeknallter auf dem Flughafen rum ballert.
Jedenfalls geriert mein Fotoprojekt stark ins Wanken, da das Problem war, das man zwar den Mietwagen zurück bringen konnte, man dann aber bei der Autovermietung fest saß. Anders als in Deutschland befinden sich die Autovermietungen nicht direkt im Flughafengebäude, sondern etwas außerhalb – ein kostenloser Shuttelservice fährt einen dann direkt zur Abflughalle der jeweiligen Airline. Was sollte ich bloß die ganze Zeit fotografieren? Außerdem hatte ich doch bereits Fotos von über den Wolken geplant. Menno!
Das Warten auf dem Hof der Autovermietung hatte ich mir jedoch schlimmer vorgestellt. Die Reisenden waren entspannt, ruhten sich auf Bänken, Fußböden oder in der klimatisierten Halle aus. Es gab kostenlos Wasser und, welch Überraschung, keinen Fluglärm. Es war einfach nur ruhig.
Die Abflugzeit rückte näher, der Flughafen war weiterhin gesperrt. Ich stellte mich irgendwann in die Schlange bei Hertz, um deren Telefon zu benutzen. Mir kam der Gedanke, dass ich ja mal die Airline anrufen könnte, um sie zu fragen, wie ich denn genau zum Flieger kommen sollte, wenn der Flughafen gesperrt sei und ob sie mich vielleicht über kleine Umwege dennoch irgendwann nach Hause fliegen würden (insgeheim habe ich mich bereits über einen verlängerten Urlaub gefreut).
Während des Wartens kam ich mit einem Mann ins Gespräch, der den ganzen Weg vom Flughafen zur Autovermietung gelaufen ist. Er erzählte mir, dass er zur Tatzeit (das war gegen halb zehn) gerade im Landeanflug war und die Maschine für 5,5 Stunden auf dem Rollfeld stand.
Da fand ich meine Situation schon besser. Stellt Euch mal vor, Ihr seid quasi am Ziel und hockt dann in so einer Maschine fest. Ehrlich gesagt hätte ich gerne gewusst, ob man auf Toilette gehen durfte und ob die Airline Champanger ausgeschenkt hat, um alle bei Laune zu halten. Jedenfalls erzählte mir der Mann, das man zwar irgendwann das Gelände verlassen konnte, aber nach wie vor keiner hinein durfte. Hunderte von Menschen standen hinter einer Absperrung Schlange und warteten.
Nachdem kurz nach 15 Uhr die ersten Flieger wieder landen durften, machten sich endlich gegen 16 Uhr die ersten Busse von Hertz auf den Weg zum Flughafen. Langsam quälten sie sich durch den Verkehr. Rafael, der tiefenentspannte Busfahrer, rammte sich seinen Weg quasi frei. Beim links abbiegen blieb mir, nun ja, eher der Fahrerin eines Jepps, fast das Herz stehen. Was steht sie da auch vorschriftsmäßig an der Haltelinie? Fast hätte ihr Auto keine Kühlerhaube mehr gehabt.
Die Spannung am Flughafen stieg, da die Abflugszeit bereits überschritten war. Mit sehr viel Glück gab es dann (statt über Phönix) einen Direktflug mit einer niegelnagelneuen Boeing 777 nach London. Jeder hatte sein eigenes, funktionierendes Touchdisplay, auf dem sogar ich mir zwei Filme anschaute. Ganz neu: gebührenpflichtiges Internet über den Wolken.
Irgendwie war es aufregend, sodass ich am Ende das Fotoprojekt dann doch vergessen abgebrochen habe.
P.S. Nun bin ich wieder daheim und muss mich um das nächste Projekt kümmern, nämlich mein nicht laufender Telefon- und Internetanschluss. Nicht nur, dass mein Internetanschluss im Vergleich zum WiFi in Washington und Oregon super langsam war, nein, jetzt läuft er gar nicht mehr. Entweder verlege ich mein Homeoffice jetzt zu Starbucks, tippe weiter auf der Mäusetastur vom iPhone oder aber ich wander aus.
P.P.S. Ich liebe es, den Alltag anderer zu sehen, nur um festzustellen, dass es doch überall irgendwie gleich zu geht. Das erste mal habe ich photo an hour bei Katie von Yes, I want cake gesehen. Neulich hat Jessica ihren Tag in Bildern festgehalten (I love her lipstick).